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-1979-

Hat man am Anfang der Mobilisierung noch darauf geachtet, sein Fortbewegungsmittel mit allerlei Schmuck möglichst individuell zu gestalten, ist nun eine zunehmende Gleichschaltung spürbar. Der Mensch betrachtet sein Leben stark von einem ökonomischen Standpunkt aus. In der Werbung wird, ohne Rücksicht auf Geschlechter, strikt zwischen dem Deo-Stift für den Büroalltag und dem Schokosnack in der Freizeit unterschieden. Das Transportmittel dazwischen dient nunmehr nur noch als praktisches Werkzeug, um von A nach B zu kommen. Ergänzt wird die Produktpalette durch knallharte Statussymbole oder deklarierte Fun Mobile. VW hat die Zeichen der Zeit erkannt, ein völlig neues Auto gebaut und den Käfer kurzer Hand nach Mexiko verbannt. Zwar zeichnet der Designer Giorgio Giugiaro für den Entwurf des Golfs verantwortlich, doch will zunächst niemand glauben, dass dieses kistenförmige Ding jemals ein Ersatz für den herzigen Käfer sein könnte. Sie hatten gründlich unrecht, eben weil der Golf nicht unbedingt den Geschmack der Leute traf, sondern weil er für die große Masse das Bedürfnis eines einfachen, günstigen und praktischen Fortbewegungsmittels erfüllte. Ein Wagen für das Volk eben.

KONFORMITÄT

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DER GOLF RABBIT

Georg Steinböck, Jahrgang 1914, konnte sich schon im Krieg als Kraftfahrer in Norwegen auf deutsche Technik verlassen. Nach Kriegsende beschritt der Mitarbeiter des Landwirtschaftlichen Fortbildungswerkes den klassischen Weg vom Motorrad zum ersten Käfer. Beim dritten Käfer war dann aber Schluss. Als Georg zu all den Gerüchten über die Trinkfreudigkeit und Rostanfälligkeit auch noch erfuhr, dass der Käfer keine deutsche Qualitätsarbeit mehr sei, war seine Entscheidung gefallen. Der springende Hase am Schweller des Ur-Golfs versprach zwar mächtig Fahrspaß, de facto handelte es sich aber um eine günstige, abgespeckte Variante. Dieses Auto hatte zwei Türen, eine praktische Heckklappe und gar keinen Luxus. Es fuhr sparsam und bremste schwer, denn auch den Bremskraftverstärker hatte man eingespart. Opa Steinböck gab den Wagen seiner Tochter weiter und seine Enkelin machte in den 90er Jahren ihren Führerschein damit. Was den ökologischen Fußabdruck des Golfs anging, war der leichte und mit 50 PS, für damalige Verhältnisse, schwach motorisierte Rabbit seiner Zeit voraus. Nur der Rost zog einer längeren Nutzung einen Strich durch die Rechnung.  Ach ja, auch eingebrochen wurde vier Mal in den Golf, weil er ein richtig praktisches Fluchtfahrzeug ist, um von A nach B zu kommen.

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